Vom Mörder zum Menschenretter
Torsten Hartung im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10
Kann ein Mensch, der einmal eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen hat, sich wirklich grundlegend ändern und seinem Leben eine neue Bestimmung geben? Torsten Hartung ist das lebende Beispiel dafür.
Als er am 14. November in der Aula zu den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen spricht, ist es totenstill. Die Wucht seiner Worte erschlägt. Nicht nur durch das, was er erzählt. Das ‚Wie‘ sagt ebenso viel über den Mann, der einst Autos durch ganz Europa verschob, der als Bandenchef einen Komplizen kaltblütig erschoss und der heute von seinem Weg zum Christentum spricht.
Die Geschichte beginnt mit seiner Kindheit, die von Lieblosigkeit und Gewalt geprägt war. Mit sieben droht seine Mutter ihrem Sohn mit Selbstmord und erklärt, während sie mit einem Seil um ihren Hals auf einen Stuhl steigt: „Und du bist schuld.“ Sie machte ihre Drohung nicht wahr. „Doch damals habe ich mein Urvertrauen verloren“, sagt Hartung. Als ein Vater ihn halb totprügelt, entschließt sich der Zehnjährige, künftig nicht mehr Opfer, sondern Täter zu sein.
Und das wird er. Ein gefürchteter Schläger, ein Krimineller, der mit 18 das erste Mal im Gefängnis landet. Der Pate von Riga engagiert den 1962 in Schwerin geborenen Hartung als Autoschieber. Schon bald ist er Chef einer 54-köpfigen Bande, die Luxuskarossen durch ganz Europa verschiebt. „Ich hatte Prostituierte, Kokain und Villen, verdiente 90 000 Dollar in der Woche“, erzählt er. Als 1992 ein ‚Mitarbeiter‘ auf eigene Faust Geschäfte machen will, erschießt er ihn kaltblütig.
„Eine logische Konsequenz. Denn was schweißt zusammen?“, fragt er die Schülerinnen und Schüler. „Angst. Und wer die meiste Angst verbreiten kann, ist der Chef“, gibt Hartung selbst die Antwort.
Dann wird Hartung von Interpol verhaftet. Knapp fünf Jahre verbringt er in Isolationshaft. „Dabei bin ich dem bösartigsten Menschen meines Lebens begegnet“, sagt er – „mir selbst.“ Ein Satz, der Wirkung zeigt. Fast scheint es so, als lauere diese Bösartigkeit noch immer gut behütet im Inneren dieses Mannes.
Sein Leben ändert sich am 15. Mai 1998, als Torsten Hartung in seiner Zelle „die Stimme Gottes“ hört. „Klar und deutlich“, wie er beteuert. Hartung gesteht daraufhin den ihm bis dahin nicht nachgewiesenen Mord, wird im Gefängnis getauft – genau an dem Tag, an dem er acht Jahre zuvor einen Menschen erschossen hat. Nach 15 Jahren Haft wird er entlassen. Heute lebt Hartung mit seiner Frau Claudia in Frohburg, einem kleinen Städtchen im Landkreis Leipzig. Zusammen mit ihr begleitet er jugendliche Straftäter auf dem Weg der Sozialisierung. Mit seinem Verein https://www.mariahilft.com gibt er zudem Zeugnis von der Barmherzigkeit Gottes und Gesprächs-Begleitung beim Selbsterkenntnisprozess.
Torsten Hartung hat seine Geschichte in dem Buch „Du musst dran glauben“ aufgeschrieben. Ich kann jedem suchenden und fragenden Menschen nur empfehlen, dieses Buch zu lesen!